Beschädigte Seele, geschwächter Körper

Kurzmitteilung

Folgen einer beschädigten Kinder-Seele => ein zeitlebens beschädigter Körper

Vernachlässigung oder wie auch immer entstehender chronischer Stress führt bei Kindern bis ins Erwachsenenalter zu starken Entzündungsreaktionen. Diese wiederum haben Erkrankungen wie Diabetes, Herzerkrankungen, Allergien und manchen Krebsformen zur Folge. Psychosozialer Stress in den ersten Lebensjahren führt weiterhin zu Arterienverkalkung mit den möglichen Folgen Infarkt und Schlaganfall. Asthma, Bluthochdruck und Entgleisungen des Stoffwechsels, die zur Zuckerkrankheit führen können, werden ebenfalls durch Entzündungen angestoßen.
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Stress in der Kindheit macht körperlich krank im Erwachsenenalter

Welchen großen Einfluss Stress in der Kindheit auf das Immunsystem und unsere körperliche Abwehr im weiteren Leben hat ist klar belegt. Das Wort „Psychosomatik“, also die Einheit und Untrennbarkeit von Körper und Seele werden gerade in diesem Bereich deutlicher denn je. Am drastischsten kann man die Effekte bei Kindern beobachten, die Opfer von Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung wurden. Diese haben im Erwachsenenalter oft mit schweren Entzündungserkrankungen (z.B. Krebs, Herz-Kreislauferkrankung, Autoimmunkrankheiten) zu kämpfen, auch sinkt ihre Lebenserwartung.

Die Belege für diese Zusammenhänge sind erbracht, nun kann die Wissenschaft auch erklären, wie es zu solchen Auswirkungen kommt. Durch zu viel Stress wird das Stresssystem der Kinder dauerhaft gestört. Normalerweise übernimmt es die Aufgabe schädliche Entzündungsprozesse zu regulieren. Ist es aber in seiner Funktionsweise eingeschränkt, können langfristig schwerwiegende Entzündungskrankheiten wie allergisches Asthma die Folge sein (Link zur Studie).

Diese Erkenntnisse machen mehr als deutlich, dass zu viel Stress der Gesundheit von Kindern bis ins Erwachsenenalter extrem schaden kann. Gerade Babys und Kleinstkinder von 0 bis 3 Jahren sind äußerst anfällig für Stress und oft nicht in der Lage, ihre Stressempfindungen so auszudrücken, dass Erwachsene das auch als Belastung der Kinderseele wahrnehmen. Umso wichtiger ist es, dass Eltern mehr über die Bedürfnisse von Babys und Kleinstkindern aufgeklärt und informiert werden. Der wichtigste Faktor zur Stressprävention und zum Stressabbau ist nach wie vor die Entwicklung einer sicheren Bindungsqualität mit den Eltern bzw. Primären Bezugspersonen. Dies hat auch die Resilienzforschung deutlich belegen können.

Was in der Theorie so simple erscheinen mag, liegt in der Realität jedoch noch in weiter Ferne: 40% der Deutschen Eltern gelingt es nicht in den entscheidenden ersten Lebensjahren eine sichere Bindung mit ihren Kindern aufzubauen. Dem Wissensdefizit in der Bevölkerung und insbesondere bei Eltern entgegenzusteuern, ist daher auch in den nächsten Jahren eine der wichtigsten Herausforderungen für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder und damit unserer Gesellschaft.

Auch wenn Vorbeugen besser ist als Heilen, werden die Erkenntnisse der psychoneurobiologischen Stressforschung nicht vorrangig zum Ausbau wirksamer Investitionen in die Prävention führen (wie z.B. SAFE®-Kursen), da hierzu noch immer die gesetzlichen Grundlagen fehlen (erneutes Scheitern des Präventionsgesetzes). Die Ergebnisse können jedoch zur Verbesserung der Behandlung stressbedingter körperlicher Folgeerkrankungen herangezogen werden. Zukünftig lassen sich so noch spezifischer Psychodiagnostik und Psychotherapie zur Behandlung einsetzen, als das bislang der Fall war.

Elternratgeber: Psychotherapie für Kinder und Jugendliche

Kurzmitteilung

Psychotherapie für Kinder und Jugendliche – Pressemitteilung de BPtK:

Ein BPtK-Ratgeber für Eltern

Berlin, 21. November 2013: In keiner Lebensphase verändert sich der Mensch so stark wie in Kindheit und Jugend – sowohl körperlich als auch seelisch. Jedes Mädchen und jeder Junge sucht dabei seinen Weg. Schwierige Phasen sind normal. Keine Entwicklung ist geradlinig. Hindernisse helfen beim Erwachsenwerden. Krisen und Konflikte können Kinder und Jugendliche aber auch überfordern. Dann können aus Angst und Bedrückung, Rückzug und Trotz, Widerstand und Wut seelische Erkrankungen werden, die eine Behandlung erfordern. Auch für Eltern ist es nicht einfach, die normalen Krisen ihrer Kinder von psychischen Störungen zu unterscheiden.

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat deshalb für Eltern einen Ratgeber herausgegeben, der eine erste Orientierung bei seelischen Störungen und Krisen ihrer Kinder geben soll. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können seelische Überlastungen und Erkrankungen beurteilen und beraten, ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht. Sie nehmen sich Zeit und die Sorgen der Kinder und Eltern ernst. Anlass für ein Gespräch mit einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten können sein:

bei Säuglingen und Kleinkindern

  • untröstbares Schreien, Schlaf- und Fütterprobleme beim Säugling
  • Schlafstörungen
  • zu spät sprechen lernen, große Ungeschicklichkeit

vor allem bei Schulkindern

  • andauernde Ängste
  • anhaltende Unruhe und Aufmerksamkeitsstörungen
  • auffallend aggressives, verweigerndes und oppositionelles Verhalten
  • weglaufen, Schule schwänzen, stehlen und lügen

vor allem bei Jugendlichen

  • übermäßiger Rückzug, Kontakt- und Beziehungsprobleme
  • Essstörungen
  • selbst verletzendes Verhalten
  • düstere, lebensmüde Stimmungen; Gedanken, sich umzubringen
  • starkes Verlangen (Sucht) zum Beispiel nach Alkohol, Medikamenten, Drogen, Internet

Download: Psychotherapie für Kinder und Jugendliche – Informationen für Eltern

 

Bindung ist der Schlüssel

Ein aktueller Artikel aus der FAZ, der aufzeigt, dass bei vielen Patienten mit psychischen Störungen „Bindungserfahrungen“ mit ihren Bezugspersonen in den ersten Lebensmonaten eine zentrale Rolle spielen. Wieder einmal ein guter Grund, das Thema „Bindung“ mehr ins Bewusstsein von (werdenden) Eltern zu rücken.

Link zum Artikel Ist Bindung der Schlüssel?