3 von 4 Heimkindern psychisch krank – Prävention gefordert

Anlass: Pressemitteilung der Bundestherapeutenkammer vom 29.10.2013

Warum es unerlässlich ist, die Thematik Bindungsstörungen und Trauma noch viel stärker ins Bewusstsein von Fachkräften auch hier in Erfurt zu holen, zeigen die Ergebnisse einer Schweizer Studie: Rund 75 Prozent der Heimkinder sind hiernach psychisch krank! Und noch drastischer: Vier von fünf Kindern haben eine traumatisierende Vorgeschichte: z.B. einen Elternteil verloren, Gewalt erlitten, sind vernachlässigt oder sexuell ausgebeutet worden.

Wichtige Schlussfolgerungen der Studie, denen ich in vollem Umfang zustimme, sind: „Psychische Belastungen müssen durch Screeningverfahren frühzeitig erfasst werden, um Gefährdungen schnell zu erkennen und Erkrankungen rechtzeitig zu behandeln.“ Hier macht es Sinn Screeningansätze wie sie in SAFE-Kursen zum Einsatz kommen, flächendeckend z.B. bereits bei Bekanntwerden einer Schwangerschaft, einzuführen.

Zur Prävention müssten insbesondere auch Hilfen für psychisch kranke Eltern geschaffen werden, wird weiter geschlussfolgert. Mir liegen hier vor allem werdende Mütter und Mütter mit Babys am Herzen, da für den Zeitraum rund um die Geburt von Kindern meines Erachtens nach eine akute Versorgungslücke in Deutschland besteht. Schaut man sich alleine die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz an, muss jedem bewusst werden, warum das faktisch so ist. Weiter wird ausgeführt, dass es bei jüngeren Kindern sinnvoll sein kann, das gesamte Familiensystem zu stärken, um Misshandlungen zu vermeiden. Auch hier könnten und sollten SAFE-Ansätze und psychotraumatologische Interventionen möglichst niederschwellig und vor allem zeitnah zum Einsatz kommen.

„Diese erschreckenden Zahlen zu psychischen Erkrankungen bei Heimkindern weisen auf einen großen Handlungsbedarf auch in Deutschland hin“, so der Vorstand der Deutschen Bundespsychotherapeutenkammer.

„Durch ein rechtzeitiges und niedrigschwelliges Angebot psychotherapeutischer Hilfen könnten Risikoentwicklungen verhindert werden.“ Derartige Angebote existieren gerade für den so wertvollen perinatalen Bereich NICHT. Und das obwohl es erwiesen ist, dass gerade in der Zeit um die Geburt von Kindern, werdende Eltern besonders offen für Hilfsangebote von außen sind. Zudem gibt es genügend Evidenz für die lebenslangen zum Teil drastischen Folgen einer nicht bindungsförderlichen Pflege in den ersten Lebensmonaten. Evolutionsbiologisch sind alle Eltern motiviert, das Beste für ihr Baby zu wollen. Ich habe den großen Wunsch, Eltern genau in diesem Lebensabschnitt mit seinen Herausforderungen und enormen Chancen aktiv zu unterstützen. Zudem bin ich sehr zuversichtlich, dass sich für die Umsetzung dieses Vorhabens, gangbare Wege auftun werden. Sie  sind an einem Austausch interessiert oder wollen mich unterstützen? Sehr gerne! Schreiben Sie mich an!

Quelle: http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/drei-von-vie.html